Die Behauptung

Bilder von Graffitis und Aufkleber, die politische Führer in kontroversen Darstellungen zeigen, sollen wohl zeigen, dass sich Straßenkünstler mit ihren Werken eindeutig zum anhaltenden Ukraine-Krieg positionieren.

Unser Fazit

Die angeblichen Graffitis scheinen Teil der „Operation Matrjoschka“ zu sein. – Einer Desinformationsstrategie, die darauf abzielt, die Ressourcen von Faktencheckern zu binden und von wichtigeren Themen abzulenken.

Die verbreitete Behauptung

In sozialen Medien und Online-Netzwerken kursieren Fotos von Graffiti und Aufklebern, die politische Führer wie den ukrainischen Präsidenten Selenskyj und den französischen Präsidenten Macron in umstrittenen Darstellungen zeigen. Diese Bilder wurden angeblich in verschiedenen Städten gesichtet, aber Faktenchecks und Überprüfungen vor Ort haben ergeben, dass sie nie existiert haben. Es wird vermutet, dass diese Aktionen Teil der „Operation Matrjoschka“ sind, einer Strategie, die darauf abzielt, Faktenprüfer mit weniger relevanten Themen zu beschäftigen und sie von der Überprüfung größerer Desinformationen abzuhalten.

Der Faktencheck

Die Überprüfung mehrerer Behauptungen über angebliche Graffitis und Aufkleber in verschiedenen Städten hat ergeben, dass diese nicht existieren. Sowohl digitale Fälschungen als auch komplett erfundene Darstellungen wurden als echt präsentiert, um die Öffentlichkeit zu täuschen.

Die „Operation Matrjoschka“ wurde vom Kollektiv „Antibot4Navalny“ aufgedeckt und von AFP analysiert. Diese Strategie nutzt Bots, um Desinformation zu verbreiten und zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit und Ressourcen von Faktencheckern zu binden, indem sie sie dazu auffordert, bestimmte Informationen zu überprüfen.

Was wir zu den Graffitis herausgefunden haben

Sorgfältige Recherchen und Überprüfungen – auch direkt vor Ort – haben bestätigt, dass die angeblichen Graffitis und Aufkleber, die politische Führer in missliebigen Kontexten zeigen, nie existiert haben.

Die verschiedenen Faktenchecks zu den diversen Graffitis ergaben allesamt dasselbe: Nichts. Hier einige Auszüge:

  • Ein im Netz verbreitetes Foto zeigte ein Graffiti in München, das den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Narrenkostüm darstellt. – Sorgfältige Recherchen und Ortsbegehungen haben ergeben, dass das angebliche Graffiti eine digitale Fälschung ist. Weder existiert die Wandmalerei physisch in München, noch gibt es Anzeigen oder Hinweise auf ein solches Kunstwerk. – Zum Faktencheck
  • Ein Graffiti, das angeblich die Entfernung einer ukrainischen Flagge an einer Hauswand in München zeigt, wurde als echt verbreitet. – Nach eingehender Prüfung stellte sich heraus, dass dieses Graffiti nie existiert hat und die Wand seit Jahren einfarbig hellgrau ist. – Zum Faktencheck
  • Der Sticker von Selensky als „Bettler“ an einem Supermarkt in Frankreich hat nie existiert. Wir erhielten dazu Auskunft von Franprix, der Supermarktkette: „Wir möchten darauf hinweisen, dass es sich hierbei natürlich um eine Montage handelt, die von Accounts, die mit Fake News zu tun haben, verbreitet wurde.“ – Zum Thread im Mimikama-Forum
  • Angebliches Graffiti von einem Leichenberg aus ukrainischen Soldaten in München. – Die vermeintlichen Bilder ließen sich vor Ort nicht finden. Laut der Polizei München sind auch für diese Straßen zu jener Zeit keine Anzeigen wegen Graffitis eingegangen. – Zum Faktencheck
  • Selenskyj als Kannibale. – Graffitis? Fehlanzeige. Diese Bilder wurden manipuliert. – Zum Faktencheck

Nun gesellt sich auch ein Aufkleber an einem Supermarkt-Eingang, der den französischen Präsidenten Emmanuel Macron zeigt, in die bisher Ukraine-lastige Serie. Die automatische Tür fungiert hier als visuelle Guillotine. Das Aussehen und auch die Art und Weise, wie dieser verbreitet wird, ähnelt dem Muster, das wir bei anderen ähnlichen Bildern beobachten konnten.

Emmanuell Macron - Aufkleber an Supermarkt
Emmanuell Macron – Aufkleber an Supermarkt

Diese Fälle passen in das Vorhaben der „Operation Matrjoschka“, die darauf abzielt, Faktenchecker zu beschäftigen und von der Überprüfung schwerwiegenderer Desinformationen abzulenken. Es handelt sich um eine raffinierte Methode der Informationsmanipulation, die darauf abzielt, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und die Wirksamkeit von Faktenchecks zu untergraben.

Fragen und Antworten zur „Operation Matrjoschka“

Frage 1: Was ist die „Operation Matrjoschka“?
Antwort 1: Die „Operation Matrjoschka“ ist eine Desinformationsstrategie, die darauf abzielt, die Aufmerksamkeit und Ressourcen von Faktencheckern auf weniger relevante Themen zu lenken und sie so von der Überprüfung wichtigerer Desinformationen abzuhalten.

Frage 2: Wie funktioniert die Desinformationsstrategie?
Antwort 2: Die Strategie nutzt künstlich erzeugte Bilder und Behauptungen, verbreitet diese über soziale Medien und Online-Netzwerke und fordert westliche Medien und Faktenchecker auf, diese Informationen zu überprüfen, wodurch deren Kapazitäten gebunden werden.

Frage 3: Was sind die Ziele der „Operation Matrjoschka“?
Antwort 3: Ihr Ziel ist es, die öffentliche Meinung zu manipulieren, die Glaubwürdigkeit von Faktencheckern zu untergraben und die Aufmerksamkeit von schwerwiegenderen Desinformationen abzulenken.

Frage 4: Wie können Faktenchecker solchen Strategien entgegentreten?
Antwort 4: Indem sie für diese Taktiken sensibilisiert werden, ihre Überprüfungsprozesse kontinuierlich anpassen und sich auf die Überprüfung von Informationen konzentrieren, die potenziell größere Auswirkungen auf die öffentliche Meinung und politische Prozesse haben.

Frage 5: Was bedeutet dies für die breite Öffentlichkeit?
Antwort 5: Es unterstreicht die Notwendigkeit, kritisch mit Informationen umzugehen, Quellen sorgfältig zu prüfen und sich bewusst zu sein, dass nicht alle online verbreiteten Inhalte authentisch sind.

Fazit

Die „Operation Matrjoschka“ verdeutlicht die Notwendigkeit eines kritischen Umgangs mit Online-Informationen und die Herausforderungen, denen sich Faktenchecker wie wir von Mimikama im Kampf gegen Desinformation stellen müssen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Desinformationskampagnen immer raffinierter werden und jeder Einzelne gefordert ist, Informationen kritisch zu hinterfragen.

Dieser Artikel entstand durch gemeinsame Recherche über unser Forum: Selenskjy Sticker Pariser Schaufenster – Vielen Dank an alle beteiligten Mimikamas!
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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)